Rhythmus-1x1  


Beat   [ausgesprochen: bi:t]

Vereinfacht: Beat ist erst einmal das, was wir beim Hören von Musik unwillkürlich mit dem Fuss mitwippen (ob wir dann den - von den Musikern empfundenen - Beat auch richtig interpretieren, steht allerdings wieder auf einem anderen Blatt ...)  

'Beat' bedeutet immer eine Kette von Beats, die sich in (erst einmal) gleichen Zeitabständen folgen und je einen Zeitpunkt markieren.  

Zum besseren Verständnis die Annahme, dass die einzelnen Beats akustisch oder sonstwie sinnlich wahrnehmbar und immer identisch sind. Da wir auch in unserer diesbezüglichen Wahrnehmung eingeschränkt sind, wird uns das Beat-Phänomen allerdings nur im einem relativ eingegrenzten Rahmen bewusst:  
Vergleiche sind etwa, dass wir (reflektiertes) Licht eben nur im sogenannt 'sichtbaren' Bereich sehen (Infrarot- und Ultraviolett-Bereich sind für uns ausgegrenzt), oder Schall nur im sogenannt 'hörbaren' Bereich hören (Infraschall und Ultraschall liegen ausserhalb unserer Hörgrenzen).  

Für die Wahrnehmung eines Beats gilt dies analog: sind die Zeitabstände zu gross [A], können wir diese Abfolge nicht als Beat erkennen - dann folgt ein relativ kleiner Bereich, wo Geübte schon einen sehr langsamen Beat spüren, die meisten aber noch nicht [B] - darauf der grösste Bereich, wo alle einen Beat empfinden [C] - gefolgt wieder von einem übergangsbereich [D], in dem das Tempo so schnell wird dass nur noch sehr Geübte einen Unterschied zum letzten Bereich [E] machen können - hier empfinden wir das nur noch als 'Geräusch' oder 'Lärm' (vergegenmwärtige z.B. die Wahrnehmung des Kolbenschlags eines stehenden / anfahrenden / wegfahrenden / schnell fahrenden Motorrads).  

Interessant ist ein weiteres Phänomen: wir tendieren dazu, grosse Zeitabstände (Bereiche B und Anfang von C), resp. einen zu langsamen Beat gefühlsmässig in Sub-Beats zu unterteilen (Vervierfachung, Verdreifachung, meistens aber nur Verdoppelung des Beat-Tempos), wird das Tempo zu hoch, passiert das Gegenteil: wir halbieren das Beat-Gefühl, bei höheren Tempi ev. nochmals und nochmals (Bereiche Ende C und D).  

Nur dieses empfundene Beatgefühl sollte als 'Beat' definiert werden!  


Beats pro Minute - BPM   (Englisch: beats per minute - bpm)

Da der gleiche Rhythmus allerdings in verschiedenen Tempi gespielt werden kann, ist es für das Verständnis und die Notation wichtig, eine Referenz - einen Bezug festzulegen: die Definition der Anzahl 'Beats pro Minute' hat sich in der Praxis am besten bewährt und ist auch international gebräuchlich!  

120 BPM bedeutet beispielsweise 2 Beats pro Sekunde (2B/sec.) resp. eine Beatfolge im 0,5-Sekunden-Takt (vB = 0.5 sec.)  
84 BPM (= 84B:60sec) = 1.4 B/sec. - vB (= 60sec:84) = ca. 0.7 sec.  

Selbstverständlich hat all das Auswirkungen auf Spielweise und Notation:  
wenn man selbst spielt oder notiert, sollte man also erst 'den Beat' sehr genau klären - wenn man Notationen liest (oder entziffert ...), muss man sich der oben ewähnten Phänomene bewusst sein!  

Beispiel: Eine Angaben wie 'die Viertel-Note (als Symbol natürlich) = 148' bedeutet gar nicht immer, dass damit auch 148 BPM gemeint sind, eher sogar die Hälfte davon - also 74 BPM. Eine Angabe wie 'die Halbe-Note = 74' ist da schon verlässlicher.  

In der Praxis heisst das, viele Notationen (auch, oder gerade im Perkussionsbereich: Conga-, Bongo-, Djembe-Bücher etc., speziell auch Notationen für Schlagzeug) sind sogenannt 'alla breve' zu verstehen, das heisst meistens: nur jeder zweite 'Viertel' (also die Halbe-Note) entspricht einem Beat - auch wenn vielfach 1 + 2 + 3 + 4 + (sprich: 1 und 2 und etc.) als Zählzeiten darübersteht wäre eigentlich 1 ae + ae 2 ae + ae (sprich: 1 ä und ä etc.) richtig. Bei Notationen von langsamen Rhythmen wäre umgekehrt oft der sogenannte 'Achtel' das angebrachte Beatgefühl.  


Form

Basis-Rhythmen verstehen sich immer im Rahmen einer definierten Anzahl von Beats:  
2 Beats, 3 (nicht sehr oft), 4 (meistens), 5 (selten), 6 (auch: 2x3, 3x2), 8 Beats (auch: 2x4) [5er, 7ner, 9er, 10er etc. sind übrigens meistens zusammengesetzte Rhythmen].  

Diese Anzahl Beats bestimmt die Form; bei Kombinationen von rhythmischen Abläufen, die z.B. 2, 4 und 8 Beats beanspruchen, gilt im Allgemeinen die grösste Anzahl Beats - je nach Definition eventuell auch die Hälfte davon - als formbestimmend:  
man spricht also z.B. von 3 Beat -, 4 Beat -, 5 Beat - etc. Rhythmen (abgekürzte Schreibweise: 3B, 4B, 5B etc.).  

Die Form ist also eine Zusammenfassung einer bestimmten Anzahl Beats zu einem grösseren Ganzen - und gleichzeitig ein (sich repetierender) 'Abschnitt oder Teil der Beat-Kette' (allerdings sind Beginn resp. Ende nicht immer eindeutig zu erkennen und müssen deshalb - wenn nicht schon vordefiniert - sorgfältig geklärt werden).  


Puls

Mit Puls wird die gleichmässige Unterteilung der Zeit von einem Beat zum nächsten bezeichnet - vereinfacht ausgedrückt: Puls ist die Unterteilung des Beats, die nächstkleinere Einheit:  
man spricht von 2er-, 3er-, 4er-Puls etc. (abgekürzte Schreibweise: 2P, 3P, 4P etc.)  


Formzahl

Die Formzahl ergibt sich aus Form x Puls - sie gibt an, wieviele Einheiten (Englisch 'units', abgekürzt U) ein bestimmte rhythmische Folge beansprucht. Man spricht z.B. von 8er-, 12er-, 16er-Rhythmen (abgekürzt 8U, 12U, 16U etc.).  
12U ist ein Parade-Beispiel: Meistens sind das 4Beat/3erPuls-Rhythmen (4B/3P), es können aber auch 3B/4P-, 2B/6P- oder 6B/2P-Rhythmen sein!  

Wichtig und eindeutig ist deshalb nur eine Angabe wie z.B. 4B/4P oder 4B/3P usw.  



Off-Beat

'Off-Beat' ist ein rhythmisches Phänomen, ein 'Feeling', ein präziser Zeitpunkt, abhängig vom grundlegenden Phänomen 'Beat'.  

Zur Erklärung der Off-Beats erst einmal die einfachste Annahme: die Zeit zwischen 2 Beats ist noch nicht strukturiert: im Englischen wird dafür der Begriff 'Single Time' [ST] - also Einzelzeit verwendet: Die binäre [b] (= :2) Teilung - Zählweise 1 + 2 + etc. (ausgesprochen: 1 und 2 und etc.) - ist die einfachste Form des Off-Beats [OB]: also der Zeitpunkt genau in der Mitte zweier Beats: der sog. 'Single-Time-Off-Beat'. zum Off-Beat für den Moment das folgende Schema - zum Studieren:

Beat/Puls/Off-Beat


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Rhythmus-Arbeit ist schon im Kindergarten sinnvoll, wenn sie 'Hand und Fuss' hat.  
Zu diesem Thema hat Ruth Böckli eine von mir betreute Diplomarbeit für das Rhythmikseminar der Musikhochschule Zürich geschrieben - Titel:  

Rhythmus im Spiel
Rhythmusarbeit im Kindergarten

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Inhaltsübersicht:

Rhythmus als Thema
Natürliche und alltägliche Rhythmen
Rhythmus als Begriff der Rhythmik
Zielsetzung und Weg der Rhythmusarbeit im Kindergarten
    emotionale und kognitive Eigenheiten der Kinder im 2. Kindergartenjahr
    Schlussfolgerungen für den Rhythmikunterricht
    Methodische überlegungen zur Vermittlung von Rhythmus

Elemente des Rhythmus
Rhythmus als Sinneserfahrung
Pulskette
Klang im Zwischenraum
Beat und Puls
Off-Beat
Durchbrechen der Regelmässigkeit
Muster und Form (die geschlossene Form, Bildung von Rhythmen, Rhythmische Elemente im Bild)

Rhythmen erleben
Rhythmische Struktur
Andere Musikkulturen

 
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