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D e u t s c h l a n d

wird vom 4. - 6. Juli 2008 stattfinden

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S ü d f r a n k r e i c h
war 24. - 26. Mai 2002


Sète


 


Zugeschickt von Martin Grah (leicht bearbeitet):

2nd European Steelband Festival, Sète 2002:

Einige Erlebnisse und Gedanken


Wir - d.h. einige aus der Schweiz ans Festival gereiste Besucher - haben uns dort auf der Strasse und in Restaurants mehrmals zufällig getroffen, haben unsere Erlebnisse und Gedanken ausgetauscht und schliesslich beschlossen, zusammen einige Zeilen zu schreiben, damit auch Ihr "zuhause Gebliebenen" etwas Information aus Besuchersicht erhalten könnt.  
Einige von uns reisten mit dem Zug, andere mit dem Auto. Beides dauerte um die 8 Stunden. Sète ist ein malerisches Städtchen am Mittelmeer in der Nähe von Montpellier.  
Veranstaltet wurde das 2. Europäische Steelband Festival von Steelpan European, in dessen Management Committee zwei Schweizer sind, Matthias Kauer - und neuerdings auch Martin Grah (Mitautor dieses Berichtes).  

Stimmung
Elisabeth und Gert: "Wir haben es genossen, uns quasi im Verlauf einer Stadtwanderung ein Bild über Europas Steelband- Schaffen machen zu können - und das in der südfranzösischen Atmosphäre, auf schönen Plätzen und im prachtvollen Park. Nicht zu vergessen die Meerluft, das schöne Wetter bei angenehmen Temperaturen - während die Schweiz noch mit Regen, Kälte und z.T. Schnee zu kämpfen hatte. Die Restaurants und Bars in der Altstadt und an den Kanälen, die mediterrane Küche sowie das lustige Zusammensein mit den andern Pilgern waren genauso wichtig wie die musikalischen Eindrücke. Auf alle Fälle war der Sète-Ausflug ein sehr zu empfehlender Break im Alltagstrott.  
Auch viele Teilnehmer und deren Begleiter hatten Ihren Spass. Wir selbst konnten diesmal entspannen, da wir weder spielen mussten noch sonst irgend eine andere Aufgabe zu erfüllen hatten. Die jungen Finnen auf dem Platz neben unserem Hotel hatten den Plausch, dass sie mit direkter Sicht aufs Mittelmeer spielen durften. Es hätte sie nicht sonderlich gestört, erklärte uns ein älterer Finne, dass an ihrem Standort kaum Zuschauer vorbeigekommen seien. Sie spielten allgemeines Repertoire und nahmen nicht am Wettbewerb teil - genauso wie die Police Steelband aus Holland und STEELFEVER aus Bern, übrigens die einzige Steelband aus der Schweiz.  
Problematisch waren die zum Teil recht abgelegenen Standorte, wo es praktisch keine Zuschauer gab: Frustration deshalb sowohl bei den Bands als auch bei Zuschauern, welche Mühe hatten, diese Orte überhaupt zu finden. Die Organisation ist dafür von einigen von uns kritisiert worden, aber auch einzelne am Wettbewerb teilnehmende Bands waren mit den ihnen zugewiesenen Standorten nicht zufrieden. So erschien beispielsweise die CalypsAtlantique am 2. Tag erst auf die Zeit ihres Wettbewerbsauftritts: sie waren enttäuscht, dass an ihrem Platz ebenfalls kaum Zuschauer vorbeikamen. Die Deutschen und beide Bands aus Schweden hatten hingegen eine sehr gute Stimmung auf ihren Plätzen - mit immer einigen Dutzend Zuschauern.  
Als klare Verbesserung zum ersten Festival vor zwei Jahren in Paris wurden jeder Band Zelte als Sonnenschutz zur Verfügung gestellt; aber auch vor eventuellem Regen hätten einige SpielerInnen und Instrumente Schutz finden sollen - was zum Glück nicht nötig war, denn dafür hätten es kaum gereicht. Die Bands mussten übrigens Ihre Instrumente direkt auf den Boden stellen, denn Bühnen waren keine vorhanden. Nur die eine oder andere weitsichtige Band nahm etwas an Podesten mit.  

Kulturell
Alle Steelbands spielten am Samstag und Sonntag je ganztags, mehr oder weniger gleichzeitig, teilweise alternierend. Hier und da versammelte sich eine Menschentraube um eine Band. Ein Zeitplan bestand nur für den Wettbwerb. Bei der Steelband, die gerade competierte, drängelten sich regelmässig bis zu zweihundert Zuschauer. Leider konnten nur die Vordersten eine optisch und akustisch einigermassen akzeptable Darbietung geniessen. Wer weiter hinten stand, sah kaum etwas; beeinträchtigend waren zudem die Geräusche der Menschenmenge selbst, der Lärum von Autos und Töffs - und der Wind. Die akustischen Verhältnisse waren auch von Platz zu Platz sehr unterschiedlich: so hatten einige Bands Mauern hinter sich, was sie gegenüber den frei stehenden Bands grösser und kräftiger ("more powerful") wirken liess. Dies machte die Arbeit für die Jury nicht gerade leicht. Neben leider nur wenigen Leuten aus der Region und Touristen handelte es sich bei den Zuschauern v.a. um SpielerInnen der anderen Steelbands, deren Begleitpersonen sowie um einige wenige "pan jumbies" wie uns. Unverständlich schien uns, dass erneut keine Ansagen gemacht wurden. Dies war schon in Paris 2000 ein grosser Mangel, auf den bereits deutlich hingewiesen wurde.  
Die nachträglich vom Festival in Paris gemachte Doppel-CD war leider nirgends zu kaufen. Die Bands selber waren von Steelpan European aufgefordert worden, auf den Verkauf zu verzichten. Damit hätte Steelpan European allerdings etwas Geld für sich erwirtschaften können - wir schätzen, dass gut und gerne 200 Verkäufe möglich gewesen wären. Schliesslich hat sich aber niemand um den Verkauf gekümmert, und alle Besucher und erstmals teilnehmenden Bands wissen nichts von der Existenz dieser Doppel-CD. Schade, an so einem Festival wird ja auch Geschichte geschrieben - wenn keine Dokumentation gemacht wird, ist Geschichte verloren und vergessen. Auch in Sète haben wir wieder keine Tonspezialisten gesichtet, die das Ganze hätten dokumentieren können.  
An einem Festival wie Sète wird oft auch Ernste Musik gespielt. Die gewählte Ambiance (Strassenmusik ohne Bühnen, lärmiges Umfeld, keine geordnete Zuschauerzone, keine Ansage und Moderation, ungleiche akustische Verhältnisse) trug dem jedoch nicht Rechnung.  
Die musikalischen Richtlinien werden von den Veranstaltern zur Zeit immer weiter geöffnet. Damit sollen neben den traditionell trinidadischen auch andere musikalische Wertvorstellungen in die Wettbewerbskultur mit eingebracht werden. Die Idee scheint uns gut, die Durchführung erweist sich aber als schwierig. Die Aufgabe für die Bands und die Bewertung durch die Jury wird dadurch vielschichtiger und schwieriger.  
Vom Stil her war sehr Unterschiedliches zu hören, was dem Ziel von Steelpan European entspricht. Es fiel auf, dass die in der Schweiz weit verbreitete Sparte Island in the sun nur durch die Polizei-Steelband aus den Niederlanden praktiziert wurde (informativ - nicht wertend - zu verstehen).  
Die meisten Steelbands hatten sich recht gut vorbereitet. Da steckte spührbar viel Einsatz an Zeit und Mitteln drin. Das ist toll und bringt sie und ihre Szenen weiter!  

Resultate
Gewonnen hat Ebony (GB) mit 535 Punkten vor Calypsociation (F) mit 515, CalypsAtlantique (F) mit 493,5 und der Steelband de Montagnac (F) mit 478,5 Punkten. Das sind auch die vier Bands, welche die Qualifikation für das World Steelband Festival in Trinidad vom Oktober 2002 schafften. Die Resultate haben im Publikum und den Bands für viel Gesprächsstoff gesorgt. Viele konnten nicht verstehen, dass die Steel Pan Lovers aus Finnland lediglich 6. waren... Aber solche Diskussionen gibt es, seit es Wettbewerbe gibt. Pan Kultur aus Deutschland ist speziell aufgefallen: im Vergleich zu Paris 2000 haben sie sich stark verbessert und wurden dafür mit dem 5. Platz belohnt, v.a. aber war ihre Performance sehr originell und unterhaltsam.  

Finanzielles
Mit Angostura konnte ein grosser Sponsor gefunden werden, das ist natürlich toll. Gemäss der Veranstalterin wurde praktisch das ganze Geld für Zelte und Unterkünfte aufgebraucht. Die Steelbands mussten gratis spielen und erhielten lediglich freie Unterkunft und Verpflegung. Das scheint uns dürftig, zumal es in keinem Verhältnis zum enormen Aufwand steht, den jede Band betreiben muss, um am Festival mitwirken zu können. Diese Problematik muss schon relativ bald einmal gelöst werden, denn ohne finanzielle Mittel können solch grosse Aufwände nicht regelmässig geleistet werden.  
Die vier Bands, welche sich für das World Steelband Festival 2002 im Oktober in Trinidad & Tobago qualifizierten, haben zunächst einmal ein weiteres grosses finanzielles Problem zu lösen: sie müssen ca. 100'000 US$ selbst aufbringen. Mal sehen, ob das allen 4 gelingen wird.  

Informationsfluss
Ein Flyer mit den Standorten der Steelbands und den Wettbewerbs-Spielzeiten war verfügbar und sehr hilfreich! Abends hätten allerdings etwa 10 Bands im Rahmen eines Off-Festivals auf Plätzen und in Bars, Hotels etc. spielen sollen. Konkretes dazu konnten wir trotz beharrlicher Fragerei nicht erfahren. Auch ein ausgedehnter Spaziergang durch die Strassen von Sète hat uns keine Steelband des Off-Festivals finden lassen.  
Andy Narell spielte am Samstag Abend im Theâumflex;tre de la Mer, einem wunderschönen Openair-Ort, das Publikum mit Sicht aufs Meer. Auch am Sonntag hätte Andy nochmals spielen sollen, nur wusste das kaum jemand - und da ohnehin unglaublich viel Zeit verstrich, bis die Organisation mit den Resulaten kam, und es darüber hinaus noch leicht zu regnen begann, konnte dieses Konzert leider nicht durchgeführt werden.  
Ein Mitglied des Executive Committee von Steelpan European sagte uns zum Schluss, sie könne sich auf keine Informationen mehr festlegen, da so vieles anders gekommen sei als vorgesehen ...  
Auf der Heimreise im Zug schauten wir das neue Büchlein an, welches Steelpan European - analog zu Paris 2000 - auf das Festival hin fertigstellte. Es sind ca. 60 Schweizer Steelbands aufgeführt, weitere ca. 80 sind offenbar in der Druckerei "verloren" gegangen.  

Es läuft was in der europäischen Steelband-Szene
Den meisten von uns hat die Reise - in der Rolle als Zuschauer - gefallen. Steelpankultur-Interessierte konnten einen guten Einblick in die Entwicklung der verschiedenen Szenen in Europa bekommen.  

Wir danken den Veranstaltern für ihre geleistete Arbeit und hoffen, einige unserer Kommentare können bei der Organisation künftiger Festivals wenn möglich berücksichtigt werden.  

gezeichnet:
Martin Grah + Monica Bernasconi, Walter Chiment, Elisabeth + Gert Kleffel,
Sandra Matter, Anita + Remo Petri, Claudio Pini, Pit Zünd

 
 


Die wichtigsten Neuerungen waren:
Eine Band musste aus 20-60 SpielerInnen bestehen.
Man konnte auch ohne Wettbewerbs-Teilnahme am Festival mitmachen.
Bands erhielten die Gelegenheit eines ca. 3/4-stündigen Auftritts.
Die teilnehmenden Bands mussten Mitglied von 'Steelpan European' sein.

Am Wettbewerb:
Jede Steelband spielte 2 Stücke nach freier Wahl (nicht mehr zwingend Calypso und Klassisch!).  
Die ersten 4 Bands konnten sich für das World Steelband Festival qualifizieren.
Sie werden in Trinidad direkt in den Halbfinal kommen.  
Es sind dies:
Ebony (GB); Calypsociation, Calyps'Atlantic und Steelband de Montagnac (alle F).  
auf den weiteren Rängen waren:
Pan Kultur (D), Steelpan Lovers (SF), Stockholm Allstars (S), Steely Danes (DK), Steelband Aquitaine (F) und Northern
Lights (S)  

Die besten Fotos vom 1st European Steelpan Festival 2000 in Paris von Gérard Corgié

       




 
    EUROPEAN
STEELPAN  FESTIVAL
2008: DORTMUND
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